Städtisches Klinikum Solingen

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Klinik Solingen

Am 10. März ist Weltnierentag

Jeweils so groß wie ein Seifenstück und bis zu 150 Gramm schwer leisten die Nieren volle Arbeit. Sie sind ein wichtiges Entgiftungsorgan und sorgen unentwegt dafür, dass das Verhältnis zwischen Körperflüssigkeiten und der äußeren Umwelt im Gleichgewicht bleibt. Um Bewusstsein für die Nieren und ihre Gesundheit zu schaffen, ruft die Internationale Gesellschaft für Nephrologie – also Nierenheilkunde – alljährlich am 10. März zum Weltnierentag auf. Wir haben den Nierenspezialisten Privatdozent Dr. Michael Schmitz, Departmentleiter Nephrologie in der Medizinischen Klinik III des Solinger Klinikums, nach präventiven Verhaltensweisen, Risikofaktoren für Nierenerkrankungen sowie Diagnostik und Therapie von Nierenerkrankungen gefragt.

Warum sollten wir unseren Nieren stets hohe Aufmerksamkeit schenken?

Priv.-Doz. Dr. Schmitz: Eine chronische Nierenerkrankung verläuft anfangs leider häufig symptomarm oder sogar völlig ohne Beschwerden, so dass die Krankheit erst spät diagnostiziert wird. Die Folgen können dann gravierend sein: So ist beispielsweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei einer Nierenerkrankung deutlich erhöht. Dazu gehört der Bluthochdruck, der gleichzeitig Folge als auch Ursache für eine weitere Verschlechterung der Nierenfunktion ist, sowie Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall und die arterielle Verschlusserkrankung. In Deutschland gibt es rund 2 Millionen chronisch Nierenkranke, davon werden leider mehr als 80 Prozent nicht behandelt. Gerade bei älteren Menschen ist das Risiko aber deutlich erhöht. So haben rund 15 Prozent der Menschen im Alter von über 70 Jahren eine relevante Nierenkrankheit. 

Welche Vorsorgemaßnahmen gibt es für die Niere?

Priv.-Doz. Dr. Schmitz: Entscheidend ist eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks. Schon eine erstgradige Hypertonie mit systolischen Werten zwischen 140 und 160 mmHg kann langfristig eine chronische Nierenerkrankung verursachen. Diabetiker sollten zudem auf eine möglichst optimale Einstellung ihres Blutzuckers achten. Beim Hausarzt sollte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung daher der Blutzucker, der arterielle Blutdruck, das Serum-Kreatinin (Marker für die Nierenfunktion) und der Eiweißgehalt im Urin, der auf einen möglichen Nierenschaden weist, regelmäßig überprüft werden. 

Welche sind die häufigsten Nierenerkrankungen?

Priv.-Doz. Dr. Schmitz: Die häufigsten Ursachen sind Bluthochdruck und der Diabetes mellitus. Zudem gibt es viele weitere, seltenere Nierenerkrankungen, zum Beispiel im Rahmen rheumatologischer Systemerkrankungen und erbliche Nierenerkrankungen.

Wie werden Nierenerkrankungen diagnostiziert?

Priv.-Doz. Dr. Schmitz: Im Rahmen einer nephrologischen Untersuchung wird mithilfe Anamnese, einer Blut- und Urindiagnostik, Ultraschalldiagnostik und ggf. einer Nierenbiopsie die Ursache der Nierenerkrankung ermittelt und eine entsprechende Therapie durchgeführt.

Welche Therapiemethoden stehen zur Verfügung?

Priv.-Doz. Dr. Schmitz: Vordringlich ist eine optimale Blutdruck- und Blutzuckereinstellung entscheidend. Bei speziellen Nierenerkrankungen kommt eine immunsuppressive Therapie in Frage. Eine kleine Revolution ist in diesem Zusammenhang der SGLT-2-Inhibitor Empagliflozin. Zunächst nur als Antidiabetikum-Medikament zugelassen, verbessert es auch die Prognose bei chronischer Herzinsuffizienz und kann das Fortschreiten einer chronischen Niereninsuffizienz auch ohne Diabetes verlangsamen und hat daher im letzten Jahr eine entsprechende Erweiterung der Zulassung erhalten. Mit einer effektiven Therapie gelingt es, das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung zu bremsen oder ganz aufzuhalten. 

Bei einer sogenannten terminalen Niereninsuffizienz kommen verschiedene Dialyseverfahren zum Einsatz wie die Hämodialyse und die Bauchfelldialyse. Am Solinger Klinikum bieten wir beide Methoden an. Letztlich soll jedoch bei jedem Patienten geprüft werden, ob eine Nierentransplantation durch einen lebenden oder verstorbenen Spender in Frage kommt. 

 

Privatdozent Dr. Michael Schmitz (li.) und das ärztlich-pflegerische Team auf der Dialyse-Station im Solingen Klinikum.